Wie du in 3 Varianten Hülsenfrüchte einweichen und kochen kannst

Hül­sen­früch­te wie Kicher­erb­sen, Lin­sen oder Boh­nen sind groß­ar­ti­ge Pro­te­in­quel­len und aus der vega­nen Küche nicht weg­zu­den­ken. Ihre Viel­sei­tig­keit ist beacht­lich und dazu sind sie auch noch sehr gesund. Bei der Zube­rei­tung soll­ten aber eini­ge Schrit­te beach­tet wer­den, damit die Hül­sen­früch­te bekömm­lich werden.

Hül­sen­früch­te ent­hal­ten näm­lich Schutz­stof­fe wie Phytin­säu­re, Alka­lo­ide, Lek­ti­ne, cya­no­ge­ne Gly­ko­si­de u.a. Die­se Stof­fe schüt­zen die Pflan­zen vor Fress­fein­den. Man­che die­ser Stof­fe sind für uns Men­schen durch­aus gesund, ande­re wie­der­um kön­nen unter Umstän­den sogar gif­tig sein. Cya­no­ge­ne Gly­ko­si­de set­zen durch Enzym­spal­tung z.B. Blau­säu­re frei. Und Lek­ti­ne hef­ten sich an die roten Blut­kör­per­chen und kön­nen bei gro­ßen Men­gen sogar zu Ver­klum­pung füh­ren. Doch kei­ne Angst! Alle die­se Stof­fe sind sehr hit­ze­la­bil. Das heißt, durch das Erhit­zen und den anschlie­ßen­den Koch­vor­gang wer­den sie völ­lig unschäd­lich gemacht.

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Hülsenfrüchte einweichen spart Zeit und Energie

Rohe Hül­sen­früch­te sind nicht zum Ver­zehr gedacht. Sie sind unbe­kömm­lich und des­halb abso­lut tabu. Eine Aus­nah­me bil­den hier die Zucker­erb­sen oder Zucker­scho­ten. Sie kön­nen gegart oder auch roh geges­sen wer­den, da sie weder Lek­ti­ne noch Blau­säu­re oder ande­re gif­ti­ge Stof­fe enthalten.

Bereits durch län­ge­res Ein­wei­chen kön­nen die schäd­li­chen Stof­fe schon ziem­lich redu­ziert wer­den. Zwar muss man Hül­sen­früch­te nicht zwin­gend ein­wei­chen, doch län­ge­res Ein­wei­chen, über meh­re­re Stun­den, ist durch­aus sinn­voll! Beim Ein­wei­chen wer­den die unbe­kömm­li­chen Stof­fe bereits teil­wei­se ent­fernt. Das Ein­wei­chen der Hül­sen­früch­te redu­ziert auch die Koch­zeit und das wie­der­um spart Ener­gie. Prak­tisch ist das Ein­wei­chen auch über Nacht. Die Ein­weich­zeit beträgt, je nach Sor­te und Grö­ße, ca. 6 bis 12 Stun­den. Grund­sätz­lich gilt:  Je län­ger die Hül­sen­früch­te ein­ge­weicht wer­den, des­to bes­ser für die Verdauung. 

Zucker­erb­sen und auch Lin­sen aber bit­te vor dem Kochen nicht ein­wei­chen, denn sie ver­ko­chen sonst sehr schnell. Zucker­erb­sen schme­cken ohne­hin viel bes­ser, wenn sie noch kna­ckig sind. 

Wie du in 3 Varianten Hülsenfrüchte einweichen kannst:

1.Variante: Hülsenfrüchte in kaltem Wasser bei Zimmertemperatur einweiche

Die Hül­sen­früch­te in einen gro­ßen Topf oder eine gro­ße Schüs­sel geben und mit viel kal­tem Was­ser auf­fül­len. Es soll­te, je nach Grö­ße und Sor­te, ca. die zwei­ein­halb bis drei­fa­che Men­ge Was­ser sein, da die Hül­sen­früch­te schon beim Ein­wei­chen ziem­lich an Gewicht zule­gen und es wich­tig ist, dass sie stän­dig mit genü­gend Was­ser bedeckt sind.

Den Topf ger­ne zude­cken (muss aber nicht zwin­gend sein) und ca. 6 bis 12 Stun­den ste­hen las­sen. Vor dem Kochen das Ein­weich­was­ser unbe­dingt abgie­ßen, da nun ziem­lich vie­le schäd­li­che Stof­fe ins Ein­weich­was­ser über­ge­gan­gen sind. Die­se wol­len wir natür­lich nicht mehr im Koch­was­ser haben. Die Hül­sen­früch­te nach dem Abgie­ßen mit kla­rem Was­ser gut abspü­len und anschlie­ßend mit ca. der drei­fa­chen Men­ge fri­schem Was­ser im Topf auf­ko­chen. Wenn das Was­ser kocht, die Hit­ze redu­zie­ren und die Hül­sen­früch­te köcheln las­sen, bis sie weich sind.

2. Variante – Hülsenfrüchte in aufgekochtem Wasser bei Zimmertemperatur einweichen

Eine wei­te­re Vari­an­te, mit der du beson­ders die Gar­zeit und auch die Schad­stof­fe der Hül­sen­früch­te noch wei­ter redu­zie­ren kannst: Die getrock­ne­ten Hül­sen­früch­te in einem Topf mit der drei- bis vier­fa­chen Men­ge Was­ser auf­ko­chen und sobald das Was­ser kocht, die Herd­plat­te aus­ma­chen und den zuge­deck­ten Topf für 8 bis 10 Stun­den auf der aus­ge­mach­ten Herd­plat­te ste­hen las­sen. Nach der Ein­weich­zeit das Ein­weich­was­ser abgie­ßen und die Hül­sen­früch­te in etwa der drei­fa­chen Men­ge fri­schem Was­ser kochen.

3. Variante – Hülsenfrüchte in kaltem Wasser im Kühlschrank einweichen

Eine drit­te Mög­lich­keit ist, die Hül­sen­früch­te in der drei­fa­chen Men­ge Was­ser für vier bis acht Stun­den im Kühl­schrank ein­wei­chen zu las­sen. Sie sol­len dadurch zar­ter wer­den. Nach dem Ein­wei­chen das Ein­weich­was­ser abgie­ßen, die Hül­sen­früch­te abspü­len und in der drei­fa­chen Men­ge Was­ser kochen, bis sie gar sind. Auch die­se Metho­de soll die Schad­stof­fe wesent­lich reduzieren.

Pro­bie­re ein­fach aus, wel­che Vari­an­te für dich am bes­ten funk­tio­niert. Doch egal, wie du dei­ne Hül­sen­früch­te ein­weichst, das Ein­weich­was­ser soll­te vor dem Kochen der Hül­sen­früch­te immer abge­gos­sen wer­den! Koche dei­ne Hül­sen­früch­te  in etwa der drei­fa­chen Men­ge fri­schem Was­ser. Du kannst das Koch­was­ser mit etwas Salz oder Gemü­se­brü­he wür­zen und erhältst so beson­ders schmack­haf­te Hülsenfrüchte.

Für alle drei Varianten beachte auch diese 4 Tipps:

Wäh­rend des Ein­wei­chens und Kochens ver­dop­peln Hül­sen­früch­te min­des­tens ihr Gewicht. Wenn du also zum Bei­spiel nur 200 Gramm gekoch­te Kicher­erb­sen benö­tigst, dann wei­che nur 100 Gramm Kicher­erb­sen ein.

Das Koch­was­ser kann, je nach Art der Hül­sen­früch­te, ziem­lich schäu­men. Nach mei­ner Erfah­rung schäu­men beson­ders Boh­nen und Kicher­erb­sen stark. Des­halb ist es wich­tig, die Hül­sen­früch­te in einem wirk­lich gro­ßen Topf zu kochen, damit nicht stän­dig Schaum über­läuft. Mein Trick ist, dass ich in dem Fall die Holz­kel­le, mit der ich ab und zu umrüh­re, wie­der ins Koch­was­ser zu den Hül­sen­früch­ten gebe und ein­fach «mit­ko­che», so schäumt es weniger. 😉

Wenn das Koch­was­ser kocht, die Hit­ze redu­zie­ren und die Hül­sen­früch­te am bes­ten zuge­deckt köcheln las­sen, bis sie wirk­lich gar sind. Dann dampft es in der Küche auch nicht so stark. Deckt man den Topf nicht ab, kann das Was­ser, beson­ders bei der län­ge­ren Koch­zeit, ver­damp­fen. Man soll­te einen offe­nen Topf also immer im Auge behal­ten und ggf. Was­ser nachgießen.

Die Gar­zeit der Hül­sen­früch­te vari­iert je nach Grö­ße und Sor­te zwi­schen ca. 15 Minu­ten bei roten Lin­sen und ca. 70 bis 90 Minu­ten bei Kicher­erb­sen. Hier hält man sich am bes­ten an den Zube­rei­tungs­hin­weis auf der Ver­pa­ckung. Hül­sen­früch­te kön­nen aber auch im Schnell­koch­topf gekocht wer­den, dann ver­kürzt sich die Koch­zeit erheb­lich. Angeb­lich soll dann auch die Ein­weich­zeit ent­fal­len. Dazu habe ich jedoch kei­ne Erfah­rungs­wer­te. Ich wei­che Hül­sen­früch­te immer ein.

Hülsenfrüchte beim Kochen salzen oder besser nicht?

Viel­leicht hast du auch schon gele­sen, dass man Hül­sen­früch­te erst nach dem Kochen sal­zen soll, weil sie sonst nicht gar wer­den? Das lese ich im Netz immer wie­der und hin und wie­der sogar auf den Hül­sen­früch­te-Ver­pa­ckun­gen. Ich weiß nicht, woher die­se «Weis­heit» stammt, aber du kannst sie getrost ver­ges­sen. Im Gegen­teil! Im gesal­ze­nen Koch­was­ser wer­den die Hül­sen­früch­te sogar etwas wei­cher. Salz (NaCl) lockert näm­lich die Pekt­in­ket­ten in der Hül­le der Hül­sen­früch­te. Wenn du also dem Koch­was­ser ger­ne etwas Salz bei­geben möch­test, kannst du das ruhig tun. Ich gebe auch ger­ne mal ein Lor­beer­blatt oder ein paar Nel­ken mit ins Koch­was­ser, das ver­leiht den Hül­sen­früch­ten einen fei­nen Geschmack.

Richtig zart werden Hülsenfrüchte im Natronwasser

Wenn du rich­tig zar­te Hül­sen­früch­te möch­test, dann kannst du auch etwas Natron (NaH­CO₃) ins Koch­was­ser geben. Natron  macht zum einen das har­te Was­ser weich, wel­ches schon eher ein Grund für har­te Hül­sen­früch­te ist als Salz, und zum andern ver­rin­gert es auch die Koch­zeit. Das bestä­tigt sogar eine Stu­die.1 Aber Natron kann dem Koch­gut lei­der auch eine Rei­he von Nähr­stof­fen wie Vitamin‑C, Vit­amin-B1, Ribo­fla­vin, Nia­cin u.a. ent­zie­hen.2,3 Ich koche Boh­nen und Kicher­erb­sen den­noch sehr ger­ne hin und wie­der in Natron­was­ser, weil sie dadurch wun­der­bar zart wer­den. Beson­ders, wenn ich vor­ha­be, Hum­mus zu machen, lohnt sich die Natron­zu­ga­be, weil die Kicher­erb­sen dadurch auch innen wun­der­bar zart wer­den und sich des­halb noch bes­ser zum Pürie­ren eignen.

Meine langjährige Erfahrung sagt: So oder so, auch die härtesten Böhnchen werden weich

In all den Jah­ren, seit ich vegan lebe, habe ich Hül­sen­früch­te schon an die zwei­tau­send Mal gekocht und alle Ein­weich- und Koch­va­ri­an­ten zig­mal durch­ge­tes­tet. Har­te Hül­sen­früch­te hat­te ich aller­dings noch nie 😊 Aber als wir in Bay­ern wohn­ten und an unse­rem Wohn­ort wirk­lich sehr har­tes Was­ser hat­ten, wur­den die Hül­sen­früch­te beson­ders innen lei­der oft krü­me­lig. Das wirk­te sich dann beim Pürie­ren nega­tiv aus, weil auch das Kicher­erb­sen­mus nicht schön sämig wur­de. Nach eini­gen Recher­chen bin ich dann auf die Natron-Vari­an­te gestos­sen und sie­he da, das Pro­blem war gelöst.

Rezepte mit Hülsenfrüchten

Wenn du die Hül­sen­früch­te vor­be­rei­tet hast, möch­test du natür­lich etwas Lecke­res und Gesun­des dar­aus zube­rei­ten. Ein paar Vor­schlä­ge fin­dest du unten. Wei­te­re Rezep­te gibt es hier: Rezepte

  1. Jood, S., Meh­ta, U., Singh, R., et al.(1985). Effect of pro­ces­sing on fla­tus-pro­du­cing fac­tors in legu­mes. Jour­nal of Agri­cul­tu­ral and Food Che­mis­try. 33, S. 268–271. (zuletzt abge­ru­fen am 07.02.23).
  1. Prod­a­nov, M., Sier­ra, I., Vidal-Val­ver­de C.(2004). Influence of soa­king and coo­king on the thi­amin, ribo­fla­vin and nia­cin con­tents of legu­mes. Food Che­mis­try, 84, S. 271–277. Sci­ence Direct.
    »https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308814603002115« (zuletzt abge­ru­fen 07.02.23).
  1. The Bos­ton Glo­be (2013). Does bak­ing soda des­troy nut­ri­ents vege­ta­bles?»https://bostonglobe.com/magazine/2013/09/28/does-baking-soda-destroy-nutrients-vegetables/ClrZPOc5Fyxc5JEzs
    04wdM/story.html« (zuletzt abge­ru­fen am 07.02.23).

Was sind deine Erfahrungen beim Einweichen und Kochen von Hülsenfrüchten? 

Wenn du bereits Erfah­rung mit dem Kochen von Hül­sen­früch­ten hast und einen wei­te­ren Koch- oder Ein­weich-Tipp kennst, ver­ra­te ihn ger­ne im Kom­men­tar mei­nen Leser:innen und mir.
Vie­len Dank dafür! 

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