vegan oder pflanzenbasiert

Vegan oder pflanzenbasiert - Worin besteht der Unterschied?

Kennst du das etwa auch? Du nimmst dir vor, dich endlich gesünder zu ernähren und fängst deshalb an, über pflanzliche Ernährung zu Googeln. Deine zukünftige Ernährung soll völlig frei von Tierprodukten sein und immer wieder begegnest du bei deiner Internetrecherche dem Begriff "pflanzenbasiert"? Du weißt zwar, was "vegan" ist, doch zu "pflanzenbasiert" hast du noch keine konkrete Vorstellung? Also ob die Verwirrung nicht schon groß genug wäre, findest du auch bei jedem Eintrag, den du dir durchließt, eine andere Erörterung zum Begriff "pflanzenbasiert". Und was ist nun der Unterschied zwischen "pflanzenbasiert" und "vegan"? 

Das kann besonders für vegane Einsteigerinnen und Einsteiger absolut verwirrend sein. Zumal diese beiden Begriffe oft nicht einmal korrekt oder konsequent gebraucht werden. Auch in meinen Beiträgen verwende ich oft beide Begriffe - vegan und pflanzenbasiert - gemeinsam. Dies deshalb, weil ich beide Gruppen ansprechen möchte. Menschen also, die sagen, sie ernähren sich "vegan" und solche, die sich eben "pflanzenbasiert" ernähren.

Damit auch du in Zukunft beide Begriffe einfach unterscheiden kannst, lass uns hier klären, was pflanzenbasiert und was vegan genau bedeuten. Beide Begriffe werden nämlich oft synonym gebraucht – manchmal aber auch nicht. 

Ein häufiges Missverständnis zwischen vegan und pflanzenbasiert ...

Unter pflanzenbasiert verstehen wir im deutschsprachigen Raum fälschlicherweise oft, dass die Basis der Ernährung zwar pflanzlich ist, dass aber, quasi obendrauf,  z.B. auch bestimmte Mengen an tierlichen Produkten wie Milch, Käse, Eier und Butter usw. gegessen werden. Doch eine solche Ernährung ist im eigentlichen Sinne eine vegetarische Ernährung, bei der man zwar kein Fleisch, wohl aber andere tierliche Produkte in unterschiedlichen Mengen konsumiert. 

Ob man nun als Vegetarier:in zwar kein Fleisch, jedoch alle anderen Tierprodukte konsumiert oder eben nur Eier und Molkereiprodukte, spielt dabei keine Rolle. 

Für alle diese vegetarischen Untergruppen gibt es wiederum Bezeichnungen wie: 

- ovo-lacto-vegetarisch (meidet Fleisch und Fisch) 

- ovo-vegetarisch (meidet Fleisch, Fisch und Milch)

- lacto-vegetarisch (meidet Fleisch, Fisch und Eier)

Doch in diesem Beitrag soll es um Menschen gehen, die alle Tierprodukte meiden. Doch auch unter ihnen gibt es Unterschiede, wie wir gleich sehen werden. 

Wenn man z.B. in den Vereinigten Staaten von plant-based spricht, meint man dort praktisch immer eine 100% Tierprodukte freie Ernährung. Organisationen wie FORKES OVER KNIVES oder vegan lebende Ernährungswissenschaftler und Mediziner wie Dr. Michael Greger (NutritionFacts.org), Dr. Neal Barnard, Dr. Caldwell B. Esselstyn u.v.m. sprechen von plant-based und gehen dabei von einer Tierprodukte freien Ernährung aus. Dr. Esselstyn listet im Rezeptteil seines lesenswerten Buches „Essen gegen Herzinfarkt“ nebst Ahornsirup aber hin und wieder auch Honig als gesunde Alternative auf. Sehr häufig trifft man auch auf das Akronym WFPB (whole-food, plant-based diet).

Was eine WFPB-Ernährung ausmacht, kannst du auch bei VegNews nachlesen. Sie ist in jedem Fall 100% pflanzlich!  

Der feine Unterschied zwischen vegan und pflanzenbasiert

Der kleine, aber entscheidende Unterschied zwischen plant-based und vegan ist folgender: Eine vegane Ernährung ist zwar frei von Tierprodukten, doch sie kann auch stark verarbeitete vegane Lebensmittel wie Fleisch- oder Käse-Imitationen enthalten.

 Du hast bestimmt auch schon festgestellt, dass in den letzten zwei, drei Jahren das Angebot an veganen Fleischersatzprodukten immer größer wurde. Solche Fleischersatzprodukte können z.B. hochverarbeitete Inhaltsstoffe haben. Was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie alle ungesund sind. Es gibt ernährungsphysiologisch und geschmacklich sehr gute Fleischersatzprodukte und auch ich greife hin und wieder darauf zurück. Insbesondere dann, wenn die Zeit zum Kochen knapp ist. Da kann es schon mal eine große Erleichterung sein, einfach ein veganes Schnitzel in die Pfanne zu hauen.

Eine pflanzenbasierte oder WFPB-Ernährung ist ebenfalls frei von Tierprodukten, doch sie enthält ausschließlich gesunde, unverarbeitete oder nur minimal verarbeitete Produkte, jedoch keine stark verarbeiteten Lebensmittel. Und das ist der springende Punkt! Eine pflanzenbasierte Ernährung ist deshalb auch sehr gut geeignet, um auf gesunde Art und Weise Gewicht zu verlieren[1].

Dann gibt es wiederum jene, die den Begriff vegan aus moralisch-ethischen Gründen über plant-based stellen, weil sie davon ausgehen, dass die Motivation von Veganer:innen eine andere ist. Veganismus zieht sich in der Regel durch ihr ganzes Leben. Wobei eigentlich niemand wirklich zu 100% vegan leben kann. Aber das ist eine andere Diskussion 😉 

Häufiger und selbst schon oft gehörter und gelesener Kritikpunkt von ethisch motivierten Veganer:innen: Menschen, die eine pflanzenbasierte Ernährung bevorzugen, täten dies primär "nur" aus gesundheitlichen Gründen, während Veganer:innen aus moralisch und ethischen Gründen konsequent in allen Lebensbereichen, also auch bei der Kleidung, Körperpflege usw. auf Tierprodukte verzichteten. Dabei berufen sie sich auf die Grundsätze der Vegan Society, die 1944 von Donald Watson und Elsie Shrigley in England gegründet wurde und die den Begriff vegan ins Leben gerufen haben. Nebenbei bemerkt spricht alle Welt fast ausschließlich von Donald Watson, doch angeblich soll es Elsie Shrigey gewesen sein, die aus dem Begriff vegetarian einige Buchstaben strich, so dass daraus das heute weltbekannte vegan herauskam.

Weiter existieren aber auch Bezeichnungen wie Honig-Veganer (Menschen, die zwar Honig, ansonsten aber keine tierlichen Produkte konsumieren), Roh-Veganer (Menschen, die ausschließlich unerhitzte pflanzliche Lebensmittel konsumieren), Fruganer oder Frutarier (Menschen, die nur Pflanzen konsumieren, die bei der Ernte gepflückt, jedoch nicht zerstört werden können – also keine Wurzeln, Knollen, Stängel oder Blätter, sondern Nüsse, Beeren, Obst, Tomaten, Kürbisse usw.)[2].

Ist es wirklich nötig, Menschen, die ohnehin keinerlei tierische Produkte konsumieren, zu kategorisieren und sie in moralische Schubladen zu stecken? Ich persönlich finde die moralische Selbsterhöhung und den erhobenen Zeigefinger mancher Veganer:innen suboptimal und denke, dass dies viele Menschen vom Veganismus abschreckt. Dabei wollen wir doch gerade das Gegenteil erreichen. Allzu leicht vergisst man nämlich, dass man selbst einmal Tiere gegessen hat.

 Eine meiner Lieblingsseiten ist FORKS OVER KNIVES (FOK). Die Seite ist vollgepackt mit wertvollen Informationen und leckeren Rezepten für Veganer:innen. FOK ist ein typisches Beispiel für pflanzenbasierte Ernährung, die zu 100% aus Pflanzen besteht (Whole-Food, Plant-Based). Die Organisation macht sich aber selbstverständlich auch stark für Tier- und Menschenrechte. Anstatt zu schubladisieren, freuen wir uns doch lieber über jeden Menschen, der keine Tierprodukte mehr auf seinem Teller haben will – egal aus welchen Gründen. Und nach meiner Erfahrung steht ohnehin jeder vegan lebende Mensch früher oder später für Umweltschutz, Tier- und Menschenrechte ein. Die vegane Lebensweise macht uns definitiv sensibler und empathischer.

FAZIT: Der Unterschied zwischen den Begriffen "vegan" und "pflanzenbasiert" ist klein. Beide Begriffe stehen für eine Tierprodukte freie Ernährung. Während man dem Begriff "vegan" meistens eine ethisch-moralische Motivation unterstellt, ist es bei "pflanzenbasiert" oft die gesundheitliche Komponente, die als erstes damit assoziiert wird. Dennoch gibt es keine 100%ige Trennung der beiden Begriffe, sie gehen ineinander über. Auch Menschen, die sich "vegan" ernähren, kümmern sich um eine  gesunde und vollwertige Ernährung. Und Menschen, die sich "pflanzenbasiert" ernähren, setzen sich ebenso für Tier- und Menschrechte oder die Umwelt ein. 

 

Gesunde pflanzenbasierte Rezepte findest du auch unter dem Reiter: Rezepte 

 

[1] Forks Over Knives, Beginner's Guide to a Plant-Based Diet | Forks Over Knives, https://www.forksoverknives.com/how-tos/plant-based-primer-beginners-guide-starting-plant-based-diet/, 11/22/2022.

[2] Claus Leitzmann: Veganismus. Grundlagen, Vorteile, Risiken. München: C.H. Beck 2018, S. 16ff.

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