Kreuzblütlergemüse und ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften

Brokkoli-Röschen - Kreuzblütler-Gemüse liegt auf einem weißen Untergrund

Die­ser Bei­trag wur­de über­ar­bei­tet und alle Quel­len und Links wur­den über­prüft am: 27.02.2023

Inhalt 

Weißt du, was Kreuz­blüt­ler-Gemü­se sind und was sie Posi­ti­ves für dei­ne Gesund­heit tun kön­nen? Wenn nicht, dann ließ am bes­ten gleich wei­ter. In die­sem Bei­trag erfährst, was die­se Power­pa­ke­te dir gesund­heit­lich alles bie­ten können.

Was sind Kreuzblütlergemüse?

Zu den Kreuz­blüt­lern gehö­ren alle Kohl­sor­ten, wie Brok­ko­li, Roma­nesco, Blu­men­kohl, Rosen­kohl, Rot­kohl, Weiß­kohl, Grün­kohl, Wir­sing u.a. Aber auch Senf­kör­ner, Kapern, Radies­chen, Ret­tich, Brun­nen­kres­se, Kohl­ra­bi, Ruco­la oder Pak Choi sind Kreuz­blüt­ler und sie ste­hen ganz weit oben auf der Lis­te der gesün­des­ten Lebens­mit­tel. Sie sind qua­si die Bruce Lees unter den Gemü­se­sor­ten. Hier erfährst du, was die gesun­den Kreuz­blüt­ler alles können.

Kohlsorten-Kreuzblütler

Kreuz­blüt­ler ent­hal­ten Ver­bin­dun­gen mit star­ken anti­oxi­da­tiv­en Eigen­schaf­ten (z.B. Caro­ti­no­ide, Vit­amin C und Fola­te). Die­se Ver­bin­dun­gen kön­nen den Fremd­stoff­wech­sel (Xeno­bio­ti­ka­stoff­wech­sel) ver­än­dern (ein Xeno­bio­ti­ka ist ein Fremd­stoff, der z.B. als Medi­ka­ment, Lebens­mit­tel­zu­satz, Umwelt­gift usw. auf­ge­nom­men wird). Kreuz­blüt­ler kön­nen also dafür sor­gen, dass schäd­li­che Fremd­stof­fe im Orga­nis­mus qua­si ent­fernt wer­den, bevor sie Scha­den anrich­ten. Sie bezwin­gen aggres­si­ve Radi­ka­le und kön­nen unse­re Zel­len schüt­zen. In einer Stu­die mit jun­gen Rau­chern zeig­te sich, dass das Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se Brok­ko­li sogar DNA-Schä­den an der Lun­ge vor­beu­gen kann.1

Komm jetzt aber bit­te bloß nicht auf die Idee, Du könn­test in Zukunft nach jeder Ziga­ret­te ein­fach ein paar Brok­ko­li­rö­schen knab­bern und gingst dann kein Risi­ko mehr ein. So ein­fach ist es nicht. Gar nicht zu rau­chen ist immer noch die bes­te Prä­ven­ti­on gegen Lun­gen­krebs! Okay, ich geb‘s zu, auch ich habe mal geraucht; frü­her, sehr viel frü­her. Aber nun zurück zum Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se, wel­ches noch viel mehr posi­ti­ve Eigen­schaf­ten hat.

Sulforaphan, die Geheimwaffe von Kreuzblütlern!

Sulforaphan

Gemäß wissenschaftlicher Studien kann Sulforaphan:

  • Bei Gelenk­pro­ble­men wie Arthri­tis und Arthro­se hilf­reich sein
  • Bestimm­ten Krebs­ar­ten entgegenwirken
  • Das Gehirn vor neu­ro­de­ge­nera­ti­ven Erkran­kun­gen schützen

Eine wei­te­re Geheim­waf­fe der Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se ist u.a. auch die Fähig­keit, Sul­fora­phan bil­den zu kön­nen. Sul­fora­phan ist ein sekun­dä­rer Pflan­zen­stoff und er ent­steht in einer enzy­ma­ti­schen Reak­ti­on. Stu­di­en zei­gen u.a. auf, dass Sul­fora­phan prä­ven­tiv und auch the­ra­peu­tisch auf ver­schie­de­ne Krebs­ar­ten wir­ken kann.2 Sul­fora­phan kann auch bei Gelenk­pro­ble­men wie Arthro­se unter­stüt­zend sein. Es blo­ckiert offen­sicht­lich die Enzy­me, die den Gelenk-Knor­pel abbau­en und redu­ziert gleich­zei­tig Ent­zün­dun­gen.3,4 Wei­ter kann Sul­fora­phan laut einer Stu­die aus dem Jahr 2013 auch hel­fen, unser Gehirn vor neu­ro­de­ge­nera­ti­ven Krank­hei­ten schüt­zen. Die Wissenschaftler:innen bezeich­ne­ten Sul­fora­phan als “che­mo­prä­ven­ti­ves Mit­tel gegen Krebs”.

Die Wissenschaftler:innen unter­such­ten auch, wel­che Wir­kung die Zuga­be von Senf­kör­nern auf verarbeiteten/gekochten Brok­ko­li hat, um die Sul­fora­phan-Pro­duk­ti­on zu stei­gern. Der Haken bei der Sul­fora­phan-Bil­dung ist näm­lich der, dass sich beim Trock­nen (z.B. bei der Auf­be­rei­tung für Brok­ko­li-Pul­ver) und beim Kochen oder Erhit­zen (von Kreuz­blüt­ler-Gemü­se), das begehr­te Sul­fora­phan ziem­lich rar macht. Wir müss­ten schon sehr viel gekoch­ten Brok­ko­li essen, um gesund­heit­lich wirk­lich rele­van­te Men­gen Sul­fora­phan zu uns zu neh­men. Doch durch Zuga­be von Senf­pul­ver erhöht sich die Sul­fora­ph­an­bil­dung beachtlich.

Wie ent­steht also das begehr­te Sul­fora­phan? Das geht so: Aus dem Senf­öl­gly­ko­sid Glu­co­ra­pha­nin und dem Enzym Myro­si­na­se wird in einer enzy­ma­ti­schen Reak­ti­on Sul­fora­phan pro­du­ziert. Zwar ist Sul­fora­phan selbst tat­säch­lich hit­ze­be­stän­dig, doch das Enzym Myro­si­na­se, wel­ches für die Sul­fora­phan-Pro­duk­ti­on zwin­gend ist, ist lei­der sehr hitzeempfindlich.

Was kann man also tun, damit sich der für die Gesund­heit wert­vol­le Stoff bil­det? Die Lösung ist ein­fach, wie du gleich sehen wirst.

Wie kannst du die Sulforaphan-Produktion auf natürliche Weise unterstützen? 

Durch das Klein­schnei­den von Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se setzt die oben erwähn­te enzy­ma­ti­sche Reak­ti­on auto­ma­tisch ein. Die­se benö­tigt jedoch etwas Zeit. Des­halb lässt du das klein­ge­schnit­te­ne Gemü­se am bes­ten zuge­deckt ca. 40 Minu­ten lie­gen, damit sich das Enzym Myro­si­na­se und das Senf­öl­gly­ko­sid Glu­co­ra­pha­nin (das ist die Vor­stu­fe von Sul­fora­phan) in einer enzy­ma­ti­schen Reak­ti­on in wert­vol­les Sul­fora­phan ver­wan­deln. Ist das nicht fast ein biss­chen wie in einer Zauberküche?😊

Das ein­mal gebil­de­te Sul­fora­phan ist dann hit­ze­be­stän­dig und du kannst das Gemü­se nun kochen. Aller­dings schme­cken vie­le Kreuz­blüt­ler, wie Brok­ko­li, Blu­men­kohl oder Weiß- und Rot­kohl auch roh im Salat sehr lecker. Rezept­vor­schlä­ge für rohe und gekoch­te Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se fin­dest du hier:

Auch durch gründliches Kauen von rohem Kreuzblütlergemüse bildet sich Sulforaphan

Der Vor­teil, wenn du  das  Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se roh ver­zehrst, ist natür­lich, dass so die was­ser­lös­li­chen und ganz beson­ders die hit­ze­emp­find­li­chen Vit­ami­ne erhal­ten bleiben.

Wenn du das Gemü­se roh isst und sehr gut kaust, bil­det sich eben­falls Sul­fora­phan —  ohne, dass du das Gemü­se vor­her klein­schnei­den und 40 Minu­ten ste­hen las­sen musst. Nach dem gründ­li­chen Kau­en und Auf­bre­chen der Zell­wän­de, setzt im Magen dann die enzy­ma­ti­sche Reak­ti­on ein, bevor das Gemü­se ver­daut wird.

Um Sul­fora­phan zu bil­den, muss das Gemü­se frisch sein.  Tief­ge­kühl­tes Gemü­se wird vor dem Ein­frie­ren meis­tens blan­chiert und die­ser Vor­gang zer­stört das hit­ze­emp­find­li­che Enzym und genau das ist die Absicht des Blan­chie­rens. Das Enzym soll zer­stört wer­den. Es wird jedoch zwin­gend benö­tigt, um das begehr­te Sul­fora­phan her­zu­stel­len. Aber es ist auch beim tief­ge­kühl­ten Gemü­se noch nicht alles ver­lo­ren, wie du im nächs­ten Abschnitt lesen kannst.

Das tief­ge­fro­re­ne Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se ent­hält immer noch die Vor­stu­fe Glu­co­ra­pha­nin. Es müss­te jetzt nur noch das Enzym Myro­si­na­se bei­gege­ben wer­den und schon wür­de die Pro­duk­ti­on wie­der lau­fen. Ist das nicht fan­tas­tisch? Und genau das kannst du nun tun. Du könn­test z.B. etwas Senf­pul­ver über den gefro­re­nen Brok­ko­li streu­en und schon hast du die Pro­duk­ti­on wie­der zum Lau­fen gebracht.6 Das funk­tio­niert auch mit jedem ande­ren Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se. Genau das haben auch die Wis­sen­schaft­ler in der oben genann­ten Stu­die getan: Sie haben näm­lich fest­ge­stellt, dass die Zuga­be von pul­ve­ri­sier­ten Senf­kör­nern zu hit­ze­be­han­del­tem Brok­ko­li die Bil­dung von Sul­fora­phan  erheb­lich erhöht.

Zu lan­ges Lagern von rohem Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se scha­det dem Enzym Myro­si­na­se übri­gens auch. Aber auch da kannst du die Pro­duk­ti­on von Sul­fora­phan mit Senf­pul­ver wie­der ankur­beln.

Was du noch tun kannst, um die Sulforaphanbildung zu fördern

Und was, wenn kein Senf­pul­ver im Haus ist? Wenn du kein Senf­pul­ver im Haus hast oder ver­ges­sen hast, das geschnit­te­ne Gemü­se 40 Minu­ten ste­hen zu las­sen und es ist schon gekocht, gibt es noch einen wei­te­ren Trick. Der funk­tio­niert aller­dings nur, wenn du sonst noch etwas rohes Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se zuhau­se hast. Das kön­nen z.B. zwei, drei Radies­chen oder auch etwas Kres­se usw. sein. Mische ein­fach etwas geschnit­te­nes, rohes Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se unter das gekoch­te Kreuz­blüt­ler­ge­mü­se und war­te ein wenig. Die Enzy­me tun wäh­rend­des­sen ihre wert­vol­le Arbeit.

Nun weißt du, wie Sul­fora­phan ent­steht und wie du selbst die Pro­duk­ti­on zum Lau­fen brin­gen oder sie maxi­mie­ren kannst. Die gesund­heit­li­chen Vor­tei­le davon sind viel­sei­tig und es wäre doch sehr scha­de, sie nicht voll aus­zu­spie­len, gera­de dann, wenn man kei­ne 20 mehr ist.😉

1 Patri­zia Riso, Danie­la Mar­ti­ni et al: DNA dama­ge and repair acti­vi­ty after broc­co­li inta­ke in young healt­hy smo­kers. In: Oxfor­dA­ca­de­mic: muta­ge­ne­sis. URL: https://academic.oup.com/mutage/article/25/6/595/1337668?login=false,  [27.02.23].

2 Monia Len­zi,  Car­me­la Fimog­na­ri, Patri­zia Hre­lia: Sul­fora­pha­ne as a pro­mi­sing mole­cu­le for fight­ing can­cer. In: Sprin­ger Link: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978–3‑642–38007-5_12, [26.02.23].

3 Rose K. David­son, Orla Jupp et al: Sul­fora­pha­ne Repres­ses Matrix-Degra­ding Pro­tea­ses and Pro­tects Car­ti­la­ge From Des­truc­tion In Vitro and In Vivo. In: Wiley Online Libra­ry. URL: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/art.38133, [26.02.23].

4 Joa­chim Czi­chos: Arthro­se: Wirk­stoff aus Brok­ko­li ver­rin­gert Knor­pel­schä­den. In: Wis­sen­schaft aktu­ell. URL: https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Arthrose__Wirkstoff_aus_Brokkoli_verringert_Knorpelschaeden1771015589288.html, [26.03.23].

5 Andrea Taroz­zi , Cris­ti­na Ange­lo­ni et al: Sul­fora­pha­ne as a poten­ti­al pro­tec­ti­ve phy­to­che­mi­cal against neu­ro­de­ge­nera­ti­ve dise­a­ses. In: Hin­da­wi. Oxi­da­tive Medi­ci­ne and Cel­lu­lar Lon­ge­vi­ty. URL: https://www.hindawi.com/journals/omcl/2013/415078/, [27.03.23].

6 Sameer Kha­lil Gha­wi, Lisa Meth­ven, Kes­ha­van Niran­jan: The poten­ti­al to inten­si­fy sul­fora­pha­ne for­ma­ti­on in coo­ked broc­co­li (Bras­si­ca ole­racea var. ita­li­ca) using mus­tard seeds (Sina­pis alba), In: Sci­ence Direct. URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0308814612016937?via%3Dihub [27.03.23].

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